Wozu brauchen Endkunden eigentlich Building Information Modeling?

Zwei Personen mit Tablet in Fertigungshalle

Seit Januar 2021 besteht in Deutschland bei der Vergabe öffentlicher Aufträge eine BIM-Pflicht. Damit ist Deutschland im weltweiten und auch europäischen Vergleich bei weitem nicht das erste Land, das auf die Anwendung der BIM-Methodik bei öffentlichen Bauvorhaben setzt. Doch wofür steht die Abkürzung BIM eigentlich?

Was ist BIM?

BIM steht für Building Information Modelling und beschreibt einen methodischen Ansatz der Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und allen damit einhergehenden Einrichtungen wie z.B. Gebäudetechnik (TGA) oder produzierende Maschinen. Entgegen des häufigen Irrtums ist BIM keine Software, sondern ein Arbeitsansatz, der mithilfe geeigneter Software dafür sorgt, dass alle Projektbeteiligten immer auf zentral abgelegte, aktuelle Daten zugreifen, Korrelationen prüfen und Abhängigkeiten erkennen, sowie intelligentere Planungs- und Bau- bzw. Montagemethoden optimal nutzen können. Neben der Konzeption und Planung bei Projekten stellen sich in der nachfolgenden Bewirtschaftungsphase die großen Vorteile von BIM ein. So werden Veränderungen des Gebäudes oder der enthaltenen Produktion auf Grund des hohen Informationsgehaltes für alle Beteiligten deutlich effizienter durchgeführt. Auch Wartungsarbeiten sind somit besser durchführbar. Dafür braucht es viele digitale Stellschrauben.

Projektmanagement, also z.B. Aufgabenverteilungen und vereinfachte Kommunikationsprozesse sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des BIM-Ansatzes. Konkret bedeutet das vor allem, dass sich BIM-Objekte in Konstruktionssoftware-Lösungen wie Inventor von 3D-Objekten nur insofern unterscheiden, als sie mit relevanten, intelligenten Informationen angereichert sind wie beispielsweise Herstellerlinks, Beschaffenheiten, Klassifizierungen, etc. Auch viele Ingenieur- und Architekturbüros setzen zum Teil bereits seit einigen Jahren auf diese Form des Projektmanagements und verlangen auch von Zulieferern und anderen Planungsbeteiligten BIM-Kompatibilität.

Benutzeroberfläche von BIM4Customer

Lebenszyklus eines Gebäudes

Schaut man sich den Lebenszyklus eines Bauobjektes an, so lässt sich dieser ganz grob in drei Phasen unterteilen: Die Herstellungsphase umfasst Konzept, Planung, Detaillierung und Errichtung; die Nutzungsphase stellt den Zeitraum der Nutzung dar und die Entsorgungsphase umfasst Rückbau und Recycling des Bauobjekts. Während die erste Phase eines Gebäudes in der Regel zwischen ein und drei Jahren dauert, zieht sich die zweite Phase normalerweise über einen weit längeren Zeitraum von mindestens 20 Jahren. Während dieser Nutzungsphase durchläuft ein Gebäude verschiedene Änderungen und erlebt beispielsweise Umbauten oder verschiedene Nutzungen. In diesen Phasen ist es für die Eigentümer oder die Gebäudebetreiber wichtig, möglichst viele relevante Informationen über das Bauwerk und sein Innenleben zu haben, also möglichst viele „digitale Stellschrauben“ zur Verfügung zu haben.

BIM4Customer

Neben den architektonischen Elementen besteht ein Gebäude aus einer Vielzahl sichtbarer und nicht sichtbarerer mechanischer Objekte wie Klimaanlagen, Transportmöglichkeiten wie ein Fahrstuhl, Verankerungs- und Feuerlöschsysteme etc.

Um die oben beschrieben Vorteile auf Betreiberseite überhaupt nutzen zu können, ist es u.a. notwendig, alle mechanischen Objekte, die einen Gebäudebezug haben, BIM-kompatibel im Gesamtprojekt/Gebäude zu haben.

Hier kommt unser Ansatz „BIM4Customer“ ins Spiel. BIM4Customer richtet sich an Kunden die „mechanische“ Produkte mit einem Gebäudebezug konstruieren, herstellen und installieren.  Mit unserer Expertise ermitteln wir gemeinsam, wie Inventor-Konstruktionen BIM-fähig gemacht werden können und welche Methoden dahinterstecken. 

In vier Schritten können Inventor-Konstruktionen BIM-fähig und für die spätere Verwendung oder Betrachtung in Bauvorhaben mit allen relevanten Informationen erstellt werden: Vereinfachen (Level of Detail reduzieren), Anschlüsse definieren, Metadaten hinterlegen, als BIM-Modell exportieren.

  1. Vereinfachen: Für diesen Schritt werden die Inventor-Konstruktionen mit Hilfe von Semi-Automatismen nach Bedarf vereinfacht. Alle für die weitere Gebäudeplanung und den späteren Betrieb irrelevanten Informationen werden entfernt. Beispielsweise sind das das detaillierte Innenleben einer Klimaanlage, Schrauben oder Prägungen anderer Einbauten bzw. Modelle.
  2. Anschlüsse definieren: Ein relevantes Detail, das vor allem nachdem die BIM kompatible Inventor-Konstruktion im Gebäude eingeplant worden sind dem Gebäudeplaner einen großen Mehrwert liefert. Der Planer kann jetzt in Revit z.B. die Ver- oder Entsorgung, also die notwendigen Rohre direkt an das mechanische Bauteil anbringen.
  3. Metadaten: Manche wichtigen Informationen enthalten selbst Objekte mit hohem Detaillevel in Inventor nicht, da diese im ersten Konstruktionsprozess nicht relevant waren. Für den späteren Betrieb eines Gebäudes können Details wie Energieleistung, Hersteller-Link inkl. Wartungs- oder Bestellnummer, gegebenenfalls Gewicht und Maße etc. durchaus von Bedeutung sein und sollten somit hinterlegt werden.
  4. Export als BIM-Modell: Hier gibt es verschiedene Optionen, wie ein Inventor-Objekt als BIM-Modell exportiert werden kann. Natürlich ist es zum einen möglich, eine IFC-Datei zu erstellen, außerdem ermöglicht Inventor selbstverständlich auch das native Revit Format RFA oder, sofern notwendig, eine native Revit-Projektdatei, RVT. Alle angereicherten Informationen bleiben dem Gebäudeplaner erhalten, die BIM-Konnektoren können in Revit genutzt werden.
  5. In Revit besteht zudem die Möglichkeit, direkt am Objekt weiter zu planen.

 

CIDEON BIM4Customer Erklärgrafik

 

Informationsbündelung und Dateigröße entscheidend

Wieso lohnt es sich, diesen Prozess zu durchlaufen und nicht einfach die bereits in Inventor vorhandene Datei als BIM-Datei zu exportieren und dem Endkunden zukommen zu lassen? Ein Kriterium ist die Dateigröße. Bei dem oben beschriebenen Vorgehen hat die IFC-, RFA- Datei am Ende eine deutlich geringere Größe. Unbearbeitet würde das Inventor-Objekt unter Umständen mehrere hundert MB in Anspruch nehmen und damit jeglichen Rahmen einer Gebäudeplanung sprengen. Zudem ist es eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit, dies überhaupt liefern zu können, und dem Endkunden neben der geringen Dateigröße das Modell angereichert mit notwendigen Informationen (Metadaten) und BIM Konnektoren, die für weitere Baumaßnahmen am Gebäude relevant sind, zu übergeben.

In unserem Workshop „BIM4Customer“ begleiten wir Sie durch Ihren konkreten Anwendungsfall und erklären Ihnen das Vorgehen an einfachen und komplexen Sachverhalten wie Objekten mit verschiedenen Ausprägungen und Produktklassen oder im Falle ganzer Systeme und Anlagen. Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen oder Interesse.

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Daniel Pasing, Customer Success

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